Der folgende geniale Irrsinn erschien Mitte der 80er Jahr mal im
"Kowalski". Ich weiss echt nicht mehr, woher ich ihn in digitaler Form
habe, sonst hätte ich hier einen Link gesetzt.
7.2. |
Früh zu Bett, um Mitternacht wegen Schlaflosigkeit wieder aufgestanden. Unter
Zuhilfenahme aller Finger mindestens bis fünfzehn gezählt, dabei manches Mal die
Augen verdreht und den Mund verzogen. Nachbarkeller aufgebrochen, getrunken. |
14.2. |
Teures Mittel gegen Magnesiummangel gekauft. Viel von Parallel-Universen
gelesen, versucht hinzugelangen, hässlicher Sturz. Noch am Boden liegend Wunder
erlebt! Verstorbener Grossvater erschien, um mir Scharlachbergflasche
hinzustellen. Grosse Hilfe. |
20.2. |
Ich warf alles nach jedem. Ruhe erlangt durch Insel-Samos. |
27.2. |
Wegen Henriette in der "Schimpansenbar". Verbrüderungsszenen im
Keller, Whisky aus Schuhen, zuletzt wieder so eine dreiste Person rittlings auf
mir. Nach heimischer Badewanne gesehnt (Eierlikör- Oberkörpereinreibung), später
des Nachts urethrale Schikanen. |
1.3. |
Perfekter Tag. Spät abends habe ich mir dann noch ein Käsebrot geschmiert und
mich draufgesetzt. Viel Wein. |
10.3. |
Obsession beschlossen: ins Treppenhaus schleichen und das entblösste Gesäss
an die Wohnungstür gegenüber drücken. Der vergilbte Lack muss angenehm kühl
sein. Wann werde ich es zum erstenmal tun? |
11.3. |
Obsession ist Scheisse. Anlässlich eiliger Flucht vor Nachbarin vom eigenen
Schlafrock zu Fall gebracht. Liegengeblieben, totgestellt. Tiefe Scham, später
massives Trinken. |
19.3. |
Nachgedacht über Worte eines Freundes: "Die Sonne müsste Nachts
scheinen, am Tage ist es doch sowieso hell.". Wieder geweint. Rum. |
4.4. |
Allein im Haus. Vorsichtig Bällchen in alle Zimmer geworfen. Keine
Reaktion. - Hastig getrunken, übergeben (5x). |
9.4. |
Zwecks Betrachtung des Sonnenunterganges Rangierbahnhof
aufgesucht. Allergrösstes Mitleid für zwei alte D-Zugwagen auf dem Abstellgleis
empfunden. Ihr Anblick liess mich aufschluchzen und unter konvulsivischen
Zuckungen Liter von Tränen vergiessen. Erst lange nachdem man mich in eine
Nachtbar fortgeschafft hatte und mir unter stetigem Einschenken gut zuredete,
konnte ich nach und nach zur Ruhe kommen. |
15.4. |
Wieder "Schimpansenbar". Auf der Heimfahrt vom Taxifahrer Nottaufe
erhalten. Lange gemeinsam Mond betrachtet und Geld gezählt. |
27.4. |
Haydn gehört, Flaschen leergetrunken. |
2.5. |
Gestern im Ärztehaus. Drei Stunden in der falschen Arztpraxis gewartet,
dann versehentlich Termine bei Heilgymnastin besorgt. Panik im Treppenhaus
verursacht, Hausverbot in der Apotheke. Schändlich besoffen, beidseitiges
Trommelfellflattern. |
8.5. |
Letzten Abend mit zwei Flaschen Chianti im Opernhaus, "Orpheus und
Eurydike", sehr geschimpft. Nichts ist so ekelhaft wie Knabensopran,
darüber hinaus vehement bemängelt, dass Orpheus von einer Frau (Zarah Leander?)
gesungen wird. Jede Kontrolle verloren, hinausgetragen
worden. Überfallkommando, sehr verstimmt, Gaderobenfrau wollte mich mit
ihrer missratenen Tochter verkuppeln. |
10.5. |
Im Kino wieder zwei Finger abgestorben. Im Foyer Hans und Rose getroffen, die
sich als Junge und Mädchen verkleidet hatten. Unguter Auftritt in der Bar,
Notarztwagen. |
14.5. |
Mit Henriette weissen Rheinwein probiert. In Karohemden stundenlang an der
Decke gekniet. Immer gesagt: "Aufpassen, dass sich nichts
verschiebt."(Ebenen!). Gegen Morgen heftige Önomanie. In der
Notaufnahme Akten vernichtet. |
29.5. |
Gedicht geschrieben: "Managerschulung - ritsch ratsch reisele, geht die
Welt im Kreisele"; Rotwein, in der Badewanne eingeschlafen,
Prostatäntzündung. |
2.6. |
Viel Gin auf Anraten Hansens, Wasserlassen klappt besser. |
9.6. |
Der Arzt macht mir Hoffnung; ich höre, wie die Urologen lachen. Heute zum
ersten Mal versehentlich Wein in die Pfeife geschüttet. |
12.6. |
Es wird behauptet, ich hätte letzte Nacht versucht, im Schlafanzug den
Strassenverkehr auf der Kreuzung zu regeln. Misstrauen, unsicher und verkrampft
getrunken. |
18.6. |
Nervengeschichten ... fremde Bohnen (sic!) sahen mich aus dem Spiegel an -
unbedingt Abstinenz üben! |
21.6. |
Für diesen Satz hätte ich Karl May geliebt: " Winnetou starb, liess sich
jedoch nichts anmerken." Etwas geweint, Brandy durch Strohhalm. |
30.6. |
Reimepos erwogen. Anfangs Lob der Frau, dann müsste Schilderung der Begegnung
mit einem Nilpferd folgen oder Himmelfahrtswitz. Schlussformel könnte
sein:"Und ein nackter Mann stand tumb dabei." In der Küche vergeblich
nach Cherry-Rest gesucht, daher "Schimpansenbar". Halmasteinchen
gekotzt, Personalausweis verkauft. |
2.7. |
Stimme aus der Steckdose gehört. Werde ich wahnsinnig? Wein, Wein. |
11.7. |
Seit heute zwei Stimmen. Eine sagt "Puppenhuhn", die andere
"Paradieswurst". Trotziges Trinken, aber doch Furcht. |
12.7. |
Wenn ich J.S. Bach wäre, würde ich folgenden Satz vertonen (Kantate):
"Ich bleibe oft lange auf, trinke viel und schäme mich für alle";
elterliche Hausbar vorgeknöpft, wieder Notarzt. |
17.7. |
Nachmittags weinender Mann vor der Haustür. Wehe, wehe, ich war es
selbst. Strenger Cocktail, schliesslich wieder Mut. Ab 20 Uhr wieder
gewissenhaft getrunken. Wohin sind die Tage, wo Wasserlassen eine
Selbstverständlichkeit war? |
18.7. |
Gegen Abend in völlig fremden Kleidern aufgewacht. Starker Wunsch, etwas über
Hamster zu schreiben. Persiko-Trinkkur begonnen. |
29.7. |
Unleserliche Flammenschrift am Himmel; schon wieder diese Bolzen im
Teppich. Eierlikör. |
31.7. |
Das Geräusch aneinanderklirrender Weinflaschen lockte mich gestern Abend in
den Nachbargarten. Zunächst geduldet, trank ich allen süssen Wein. So wie ich
aber anfing, den Nachbarn von Schrödingers Katze und den Wundern der Quantenwelt
zu berichten (wobei ich bedauerlicherweise bis zum Ellenbogen im Dekolltee der
Tochter des Hauses stecken blieb), warfen sie mich über die Hecke. Mildtätige
Zwerge fanden mich und pflegten mich in ihrer Höhle gesund. |
1.8. |
Geträumt: nach 37 Jahren erstmals wieder aus dem Fenster geschaut. Die
Landschaft hatte sich stark verändert, der Fluss trug sogar Koteletten. |
5.8. |
Mit Person, an die ich mich nicht erinnern kann (Henriette?, Hans?) irgendwie
über Land gegangen. Wir liefen bergab durch Gärten hindurch. Oder dran
vorbei. Wir legten uns nach reiflichen überlegungen an den Strassenrand und
versuchten zu sterben. Auf den Tod wartend schauten wir in die Luft. Die Fliegen
flogen verkehrt herum und sahen aus wie grosse Damen. Auf dem Heimweg
Glossolalie: indogermanische Trinklieder mit leicht schlüpfrigen Kehrreimen.
Champagner! |
23.8. |
Heute den vierten Tag bei herabgelassenen Jalousien und Kunstlicht in der
Wohnung, meist im Bett. Hatte mir grosse Inspiration von solcher Lebensweise
versprochen (etwa wie H.P. Lovecraft), bis jetzt aber nur mit Voodoo-Puppen
herumgefudelt. Rechter Hausschuh ins Klo gefallen. Danziger Goldwasser bis zum
Erbrechen. |
4.9. |
Seit Wochen nur über moderne Physik und das Bermudadreieck gelesen. Spüre,
wie mein Leben wieder einen Halt bekommt. Im Kaufhof haben sie neue
Rolltreppen. Leberwerte verheerend. Am leicht geöffneten Fenster verbrachte ich
im Clubsessel sitzend eine der glücklichsten Zeitspannen meines Lebens. |
6.9. |
Brief vom Wiener Verleger. Muss echt sein, Henriette sieht ihn
auch. Einladung zur Lesung. Grosse Angst vor weiter Reise, "Mut
angetrunken", Rasierapparat und einzig gute Hose ruiniert. |
12.9. |
Eine Woche lang mit Henriette verreist gewesen. Nach der Rückkehr erfahren,
dass wir in der Bretagne waren und nicht, wie ich irrtümlich annahm, in der
Toskana. Wieso aber bekomme ich heute eine Ansichtskarte von uns aus Florenz? In
Jeans Weindepot alle Reste ausgetrunken, nachdenklich. |
14.9. |
Sitze im Zug nach Wien. Henriette hat Affäre mit VHS-Kursleiter. Soll ich
lieber in Wien bleiben? Habe mir elegantes Halstuch im Hemdkragen
installiert. Markenwodka aus der Thermoskanne. Sehr weltmännisch, jedoch
Fahrkarte verloren. |
15.9. |
Wieder zu Hause. Anzeigen wegen Schwarzfahrens, Beleidigung und
Sachbeschädigung. Desolater Zustand. Versucht, von Streifenpolizisten erschossen
zu werden. Nur Ohrfeige erhalten. Immerzu geschrien:" Ich sterbe, ich
sterbe!" Zur nächsten Lottoannahmestelle geschleppt, Magenbitter auf
Kredit. |
19.11. |
Durch jenseitige Beeinflussung Schlager geschrieben:
"Ball-a-Ball-a-Ball-Ball-a-Ball ... (etc.), der Blumenhund anbei, so find
ich euch, dem treff ich euermassen an (quella) - Kwu
Kwäck-Ball-a-Ball-a-Ball-a-Ball ... (etc.) Und die Hirtenmädchen lesen: So bist
du du du mit deinem Blarr Blamm Blumenhund (wiederholen)" Mit abnehmenden
Flascheninhalt kristalliert sich die Melodie heraus. Erregt, Zierleisten
abgebrochen. |
28.11. |
Religiöser Exzess, Hausrat auf die Strasse gestellt. Schlaflos, brünstige
Abstinenz. |
29.11. |
Zwangsvorstellungen bezüglich Nachfolge Christi sind abgeklungen. Viehisch
besoffen. |
1.12. |
Unbekannte Frau in der Fussgängerzone verbot mir, in ihren Armen zu
sterben. Wenig schöne Szene. Danach Glühwein und rücksichtslose Kirchenkritik
auf dem Weihnachtsmarkt. Schürfwunden. |
3.12. |
Im Keller sitzen seit ein paar Tagen zwei alte Männer unter einer Abdeckplane
und essen schreckliche Butterbrote. Zwischendurch gehen sie hinaus (in
Unterhemden) und schlagen mit grossen Hämmern auf die Treppe. Betroffenheit
meinerseits, nicht länger vor marokkanischem Wein
zurückgeschreckt. Wadenkrampf. |
6.12. |
Die Flaschen hat 2 Monat und 15 Tagen nicht so leer gewesel#+* |
28.12. |
Alkohol wirkt nicht mehr bei mir. Vor einer Stunde Gift
genommen. Enttäuschung: es wirkt auch nicht, Scheisse !! |